Lexikon: Das A-Z der Elastomertechnik
A
Abrieb
Abtragung der Materialoberfläche durch Reibung.
Adhäsion
Die Haftfähigkeit der Oberflächen von zwei Materialien untereinander; in der Elastomer-Terminologie die Festigkeit der Bindung oder Verbindung zwischen zwei Elastomeroberflächen oder Einlagematerialien in vulkanisiertem oder unvulkanisiertem Zustand.
Alterung
Die fortschreitende Veränderung der chemikalischen oder physikalischen Eigenschaften von Elastomeren, durch äußere Einflüsse wie Hitze, UV-Strahlen, Ozon und chemische Agenzien. Diese wird auch als Versprödung bezeichnet und schreitet im Extremfall bis zum Zerfall des Elastomers.
Alterungsschutzmittel
Ein Bestandteil der Gummimischung, der Eigenschaftsänderungen des Gummiproduktes wie Versprödung, Erweichung oder Rissbildung durch Einwirkung von Umwelteinflüssen wie Temperatur, Ozon oder UV-Strahlung und auch Sauerstoff entgegenwirkt.
B
Bruchdehnung
(siehe Dehnung)
C
Compounding
Das Compounding beschreibt das Herstellen einer Gummimischung nach einer vorgegebenen Rezeptur. Diese Rezeptur beinhaltet alle benötigten Zutaten, die in einer Kneteranlage homogen miteinander vermischt werden. Zu den Rezepturbestandteilen einer Mischung zählen u.a. Kautschuk, Füllstoff, Weichmacher, Alterungsschutzmittel und Vernetzungschemikalien und entscheiden über die Eigenschaften der Gummimischung – dem sog. Compound.
Compound (Elastomermischung)
Natur- und Synthesekautschuke sind keine Werkstoffe im allgemein üblichen Sinn, sondern nur Grundstoffe, denen vor der Vulkanisation eine Vielzahl von Mischungsbestandteilen zugesetzt werden müssen. Neben dem Grundmaterial Kautschuk enthalten alle Elastomere zahlreiche Zusätze wie Füllstoffe (z.B. Russ), Weichmacher, Verarbeitungshilfsmittel, Alterungsschutzmittel, Vulkanisiermittel, Vulkanisationsbeschleuniger, Aktivatoren, Vulkanisationsverzögerer, Pigmente usw. Im Durchschnitt besteht eine Elastomermischung aus 10 bis 20 Komponenten. Die Gesamtheit aller dieser Komponenten bezeichnet man als Elastomermischung oder Elastomercompound.
Der verwendete Kautschuk bestimmt die Grundeigenschaften des Vulkanisates, vor allem die Alterungsbeständigkeit und Kälteflexibilität sowie das Verhalten gegenüber den verschiedenen Medien wie Ölen, Treibstoffen, Wasser und Lösungsmitteln. Das Niveau der mechanischen Eigenschaften wie Elastizität und Festigkeit hängt ebenfalls von der Polymerbasis, aber auch von der Füllung mit sogenannten verstärkenden Russen oder hellen Füllstoffen ab. Mit Hilfe von Zusatzstoffen lassen sich bestimmte Eigenschaften variieren (wie etwa die Härte) und verbessern (z.B. Kälteflexibilität, Stosselastizität, Druckverformungsrest, Hitze- und Quellbeständigkeit). Die Zusammensetzung der Elastomere ist sehr komplex und wird auf den jeweiligen Anwendungsfall abgestimmt.
D
Deformation
Die Veränderung der Form eines Produkts durch Zug oder Druck.
Dehnung
Beim physikalischen Test von Gummi spielt die Dehnbarkeit des Materials eine Rolle. Sie wird im Allgemeinen in Prozent zur Originallänge ausgedrückt.
Wenn z.B. 1 cm eines Teststücks aus Gummi auf 6 cm gelängt werden kann, so beträgt die Dehnung 500%. Man bezeichnet als Bruchdehnung, wenn ein Prüfkörper des Materials den Punkt erreicht hat, an dem es zerreißt. Auch dieses Maß wird in % angegeben.
Dichte
(siehe auch spezifisches Gewicht).
Druckbeständigkeit
Der Widerstand, den eine Substanz gegen hohe Drücke leistet. Naturkautschuk hat eine extrem kleine räumliche Verdichtbarkeit. Wenn eine kompressive Kraft auf Gummi einwirkt, welcher in der Lage ist nach allen Richtungen auszuweichen, wird er einer Deformation unterzogen, wobei er Energie aufbaut. Entfernt man die deformierende Kraft, geht der Gummi zum großen Teil auf seine alte Ausgangsposition zurück. Die Differenz entweicht als Wärme.
Aufgrund dieser besonderen Eigenschaften des Gummis wurde er auf weiten Gebieten zur Dämpfung von Vibrationen und Absorbierung von Stoßbelastungen entwickelt, wie z.B. bei Motoren- und Maschinenlagerungen.
DIN ISO 3302-1
Gummiformteile werden nach der DIN ISO 3302-1 toleriert. Man unterscheidet vier Toleranzklassen von M1=fein bis M4=grob. In Abhängigkeit von der Pressrichtung der Form differenziert die Norm außerdem zwischen an die Form gebundenen Maßen (F) und an den Formschluss gebundenen 2-Komponenten-Haftmaßen (C). Verfahrensbedingt sind die an den Formschluss gebundenen Maße (C) größer toleriert als die an die Form gebundenen Maße (F).
E
Elastizität
Die Fähigkeit eines Materials seine Originalmaße wieder anzunehmen, nachdem es durch irgendeine Kraft deformiert wurde.
Ermüdung
Wenn ein elastisches Material durch ständige Belastungen schlaff und erschöpft wird.
Extruder
Ein Extruder wird zur Herstellung von Profilen und Schläuchen verwendet und besteht aus einem beheizbaren Metallzylinder und einer darin kontinuierlich drehenden Förderschnecke. Die Förderschnecke fördert und erhitzt die Gummimischung vom Eintritt in den Zylinder (kalt und zäh) bis zum Austritt durch ein Profil- oder Schlauchwerkzeug, der sog. Spritzscheibe (warm und fließfähig) und homogenisiert sie auf diesem Weg dorthin.
Elastomere
sind aus Makromolekülen aufgebaut Polymere, die durch Querverbindungen dreidimensional weitmaschig vernetzt sind. Diese Vernetzung der einzelnen Polymerketten (Vulkanisation) führt zu den gummielastischen Eigenschaften dieser Werkstoffe. Im allgemeinen Sprachgebrauch bezeichnet man Elastomere daher auch als Gummi.
Entfettung
Metallteile sind bei der Anlieferung meist mit einer Öl- oder Fettschicht überzogen. Hierbei handelt es sich oft um herstellungsbedingte Reste von Kühlschmierstoffen (Dreh- oder Fräsbearbeitung) oder von Korrosionsschutzmitteln. Die Entfettung und Vorbehandlung der Metalloberflächen ist eine Grundvoraussetzung, um einen belastungsfähigen Gummi-Metallverbund herzustellen. Die Vorbehandlung kann sowohl mechanisch (Strahlverfahren) als auch chemisch (mit Lösungsmitteln oder wässrig-alkalischen Lösungen von Reinigungsmitteln) erfolgen.
Entgratung
Hierbei wird der überschüssige Formgrat, bzw. der anhängende Abfall des Gummiformteiles entfernt. Dies kann entweder durch händisches Abreißen und –schneiden, oder aber in Form einer maschinellen Entgratung erfolgen.
Entgratung – Kältestrahl
Bei diesem Verfahren werden die jeweiligen Gummiformteile mit flüssigem Stickstoff in Verbindung mit Granulat entgratet, bzw. wird der restlich abstehende Gummi entfernt. So wird eine dauernde, gleichmäßige und saubere Endbearbeitung gewährleistet. Eine farbliche Veränderung von transparenten und farbigen Formteilen tritt hierbei nicht auf. Die Kältestrahl-Entgratung kann zwischen -20°C und -120°C durchgeführt werden.
Entgratung – Trommelverfahren
Bei diesem Verfahren werden die jeweiligen Gummiformteile bei flüssigem Stickstoff ohne die Verbindung mit Granulat entgratet, bzw. wird der restlich abstehende Gummi entfernt.
F
Flexibilität
Wenn ein flexibles Material nach wiederholtem Biegen in seine ursprüngliche Form zurückgeht. Flexibilität ist eine natürliche Forderung, die man an Gummiprodukte im normalen Einsatzfall stellt.
Füllstoffe
Neben dem Kautschuk stellen Füllstoffe die mengenmäßig bedeutendste Komponente einer Gummimischung, eines Compounds dar. Zu den Füllstoffen zählen z.B. Ruße, Kieselsäuren oder mineralische Füllstoffe wie Talkum, Kaolin und Kreide eingesetzt. Füllstoffe sind heutzutage wichtige Mischungsbestandteile, die gezielt die Verarbeitbarkeit, die physikalischen und chemischen Eigenschaften des Endprodukts beeinflussen. Füllstoffe haben sowohl Einfluss auf die Härte nach Shore A, die Zugfestigkeit und Reißdehnung, die Abriebfestigkeit als auch auf die Elastizität des Elastomers. Zudem können bestimmte Rußtypen die elektrische Leitfähigkeit des Gummis erhöhen.
G
Gummimischung (siehe Compound)
Gummi-Verbundteile (Gummi-Hybridteile)
Für die Herstellung von Gummi-Verbundteilen gibt es zwei Möglichkeiten:
1. Das Aufkleben von vulkanisierten Kautschukmischungen auf Metalle oder Kunststoffe.
2. Das Aufvulkanisieren der Kautschukmischung auf Metalle oder Kunststoffe mit Hilfe von Haftvermittlern.
In der Praxis wird das Aufkleben von vulkanisiertem Material nur sehr selten angewandt, da selbst bei Verwendung sehr hochwertiger Kleber (z.B. Cyanacryiatkleber) nicht die Haftfestigkeit erzielt wird, die bei der direkten Aufvulkanisation erreichbar ist.
Gummi-Kunststoffverbindung
Der Ersatz von Metallen in Gummi-Metallverbindungen durch geeignete Kunststoffe hat neben der Gewichtsreduzierung noch weitere Vorteile. Zum einen sind Kunststoffe korrosionsfrei, zum anderen lassen sich auch komplexe Kunststoffteile durch Spritzgießen rationell fertigen. Kunststoffe werden meist ähnlich wie Metall entfettet und mechanisch vorbereitet, sowie mit einem Haftvermittler beschichtet. Die zur Herstellung von Gummi-Kunststoffverbindungen eingesetzten Thermoplaste müssen bei den angewendeten Vulkanisationstemperaturen von 160-200°C formstabil sein. Sonst kommt es bei der Formteilproduktion zu einer Deformation des Kunststoffteiles. In Ausnahmefällen gelingt auch ein fest haftender Gummi-Kunststoffverbund ohne den Einsatz von Haftvermittlern. Dies erfordert jedoch ganz spezielle Gummi-Thermoplast-Kombinationen.
Gummi-Metallverbindungen
Stahl ist der am meisten benutzte Werkstoff für Gummi-Metallverbindungen, jedoch werden auch andere Metall, wie Aluminium, Edelstahl, Kupfer und verschiedene andere Legierungen verwendet.
H
Härte
Der Widerstand eines elastischen Materials gegen das Eindringen eines Körpers. In Europa wird die Härte eines Elastomers in Shore A nach DIN 53505 oder IRHD (International Rubber Hardness Degrees) nach DIN 53519 Bl. 2 gemessen.
Üblicherweise misst man die Härte mit einem Shore A Standgerät, bei dem eine Kegelstumpfnadel durch eine Feder in die Gummi-Oberfläche gedrückt wird. Je weiter die Nadel in den Gummi eindringen kann – je weicher also der Gummi ist –, desto geringer ist der Zeigerausschlag auf der Messskala, die von 0 Shore A bis 100 Shore A reicht.
Ein Härteprüfgerät nach Shore A ist im Bereich von 10-90 Shore A sinnvoll einsetzbar bei der Prüfung von Normkörpern oder Fertigteilen mit entsprechenden Geometrien und Wanddicken. Bei dünnwandigen Fertigteilen oder Produkten mit gekrümmten Oberflächen (z.B. O-Ringen) sollte die Härte idealerweise mit einem IRHD-Standgerät ermittelt werden.
Bei härteren Mischungen und bei Hartgummi wird dagegen mit einem Gerät nach Shore D gemessen. Es hat eine spitzere Nadel und eine stärkere Feder.
Haftvermittler
Haftvermittler sind polare Dispersionen von Polymeren, Pigmenten und Vernetzern. Man unterscheidet zwischen Iösungsmittelbasierten und wässrigen Haftvermittlern und zwischen Einkomponenten- und Zweikomponentenhaftsystemen. Bei Zweikomponenten-Haftsystemen wird zunächst ein sogenannter Primer auf die vorbehandelte
I
IRHD-Härte = International Rubber Hardness Degree = Kugeldruckhärte
Neben der Shore-Härte stellt die Kugeldruckhärte nach DIN ISO 48 – Teil 1 ein weiteres Prüfverfahren zur Härteprüfung von Elastomeren dar. Unter der Kugeldruckhärte versteht man den Widerstand, den eine Gummiprobe dem Eindringen einer Kugel mit 2,5 mm bzw. 5,0 mm Durchmesser unter definierter Druckkraft entgegensetzt. Man unterscheidet die Teilbereiche weich und normal. Bei Proben mit geringen Abmessungen kann die sogenannte Mikrohärte nach DIN ISO 48 – Teil 2 ermittelt werden. Hier wird zur Messung eine sehr kleine Kugel mit einem Durchmesser von 0,4 mm verwendet.
K
Kältebeständigkeit
Die Widerstandsfähigkeit eines Elastomers beim Biegen, Verdrehen oder Zusammenpressen bei Temperaturen von -20°C bis zu – 80°C und manchmal niedriger.
Kalander
Eine aus Walzen bestehende Anlage mit denen Gummibahnen mit hoher Präzision hergestellt werden können. Der Spalt zwischen den Walzen gibt die Dicke der Bahnen vor.
Kautschuk
Hauptbestandteil einer Gummimischung bildet im Allgemeinen die Kautschukkomponente, die auch die Grundeigenschaften des elastomeren Werkstoffs bestimmt. Zu den Grundeigenschaften zählen zum Beispiel eine Beständigkeit gegenüber Kraftstoffen und Ölen, Wärme und Kälte, Witterung, Ozon und Sauerstoff sowie Chemikalien und Lösemittel. Kautschuk ist das unvernetzte Ausgangsprodukt bei der Herstellung von Elastomeren (Gummi). Je nach Herkunft unterscheidet man zwischen Natur- und Synthesekautschuken.
Kaliber / Nester
Anzahl an Gummiformteilen, welche in einem jeweiligen Spritzgusswerkzeug ausgelegt sind. Dabei sind Werkzeuge mit einer Vielzahl an Kaliber / Nester jedoch nicht immer gleichbedeutend mit einem kostengünstigeren Fertigungsverfahren.
L
LABS (Lackbenetzungsstörende Substanzen)
Lackbenetzungsstörende Substanzen erzeugen Fehler auf der Oberfläche von zu lackierenden Bauteilen. Als lackbenetzungsstörende Substanzen gelten in der Gummiindustrie emittierbare Mischungsbestandteile wie Silikon, bestimmte Wachse, Öle, FCKWs und Tenside, die auf den zu lackierenden Oberflächen wie z.B. Karosserieteilen im Automobilbau eine gleichmäßige und fehlerfreie Benetzung mit Lack verhindern und sich in einer Art Kraterbildung zeigt.
Durch die Einführung von lösemittelfreien Lacksystemen auf wasserlöslicher Basis war es für die Automobilbauer wie VW, AUDI, OPEL notwendig geworden, die Beurteilung von labs-freien Schläuchen, Dichtungen, Formteilen, O-Ringen in Prüfvorschriften zu definieren (z.B. PV 3.10.7 der Volkswagen AG).
Bei der Prüfung auf LABS-freie Produkte nach VW-PrüfvorschriftPV 3.10.7 werden zu prüfende Bauteile mit einem Lösemittelgemisch benetzt und auf einer Testunterlage (es funktioniert auch auf einer haushaltsüblichen Aluminiumfolie) abgerieben, bis das Lösemittel vollständig verdunstet ist.Danach wird die Testunterlage mit handelsüblichem Autoreparaturlack besprüht. Das geprüfte Bauteil ist LABS-frei, wenn die lackierte Testunterlage keine Kraterbildung aufweist.
P
PA – Polyamid
Polyiamide (Kurzzeichen PA) werden wegen ihrer hervorragenden Festigkeit und Zähigkeit oft als Konstruktionswerkstoffe verwendet. Gute chemische Beständigkeit besteht gegenüber organischen Lösungsmitteln, doch können sie leicht von Säuren und oxidierenden Chemikalien angegriffen werden.
PP – Polypropylen
Polypropylen (Kurzzeichen PP) ist ein teilkristalliner Thermoplast. Er ist geruchlos und hautverträglich, für Anwendungen im Lebensmittelbereich und der Pharmazie ist es geeignet, es ist physiologisch unbedenklich. PP hat eine höhere Steifigkeit, Härte und Festigkeit als Polyethylen, diese sind jedoch niedriger als bei anderen Kunststoffen wie z. B. Polyamid. Polypropylen ist bei Raumtemperatur gegen Fette und fast alle organischen Lösungsmittel, abgesehen von starken Oxidationsmitteln, beständig. Nichtoxidierende Säuren und Laugen können in Behältern aus PP gelagert werden. Bei erhöhter Temperatur lässt sich PP in wenig polaren Lösungsmitteln (z. B. Xylol, Tetralin und Decalin) lösen.
PU
Polyurethane (PU, DIN-Kurzzeichen: PUR) sind Kunststoffe oder Kunstharze, können je nach Herstellung hart und spröde, aber auch weich und elastisch sein. Besonders die Elastomere weisen eine vergleichsweise hohe Reißfestigkeit auf. In aufgeschäumter Form ist Polyurethan als dauerelastischer Weichschaum (z. B. für Sportschuhsohlen) oder als harter Montageschaum bekannt.
PPS
Polyphenylensulfid (Kurzzeichen PPS, auch Poly(thio-p-phenylen) genannt) ist ein hochtemperaturbeständiger thermoplastischer Kunststoff. Durch die Verbindung aromatischer Monomereinheiten über Schwefelatome entstehen besonders widerstandsfähige Polymere, deren gute mechanische Eigenschaften auch bei Temperaturen weit über 200 °C erhalten bleiben, so dass ein Dauereinsatz je nach Belastung bis 240 °C möglich ist. Kurzzeitig werden auch Belastungen bei Temperaturen bis zu 270 °C standgehalten. Herausragend ist zudem die chemische Beständigkeit des PPS gegenüber nahezu allen Lösemitteln, vielen Säuren und Laugen so wie bedingt gegen Luftsauerstoff auch bei hohen Temperaturen.
PPA
Polyphthalamide (Kurzzeichen PPA) sind wenig verbreitete aromatische Polyamide, die in der Regel nur in modifizierter Form (verstärkt oder gefüllt) zum Einsatz kommen. Sie gehören zur Klasse der Thermoplaste. Ein Hintergrundgedanke bei ihrer Entwicklung war, einen Kunststoff bereitzustellen, der preislich zwischen den technischen Kunststoffen PA, PC, PET/PBT, POM und den teureren Hochleistungskunststoffen PPS, PEI und LCP aufgestellt ist. Polyphthalamide besitzen eine hohe Wärmeformbeständigkeit und eine gute Dimensionsstabilität mit nur geringem Verzug. Des Weiteren besitzen sie eine hohe Zugfestigkeit und Steifigkeit.
Primer
Primer sind Haftvermittler, die zur Verbesserung der Haftungseigenschaften in 2-Komponenten-Haftsystemen eingesetzt werden. Primer enthalten keine Vernetzer, so dass die Bindung zum Substrat ausschließlich auf physikalischen Kräften beruht (Adhäsion)
R
Rückprallelastizität
Bedeutet die Energie, welche von einem vulkanisierten Kautschuk aufgebracht wird, wenn er plötzlich aus einem Stadium der Deformation befreit wird. Normalerweise wird die Rückprallelastizität dadurch gemessen, dass man eine Stahlkugel aus einer bestimmten Höhe auf ein Gummiteil prallen lässt und die bewirkte Sprungkraft misst.
Reißdehnung
Die Reißdehnung oder auch Bruchdehnung ist ein Materialkennwert, der die vorhandene Dehnung im Augenblick des Zerreißens eines genormten Probenkörpers ausdrückt. Die Reißdehnung wird in % relativ zur Ausgangslänge vor der Dehnung angegeben. Bei Standardelastomeren liegt die Reißdehnung zwischen 100 und 800 %. In Einzelfällen bei Spezial-Compounds kann dieser Wert auch deutlich überschritten werden.
S
Spannungsrissbildung
Formteile und Stanzteile aus EPDM in Kombination mit transparenten Werkstoffen wie PMMA (Plexiglas ®) oder Polycarbonat müssen auf deren spannungsrissauslösende Wirkung geprüft sein. Spannungsrisse, ausgelöst durch Bestandteile von ungeeigneten Gummimischungen, zeigen sich zunächst in Form von harmlosen Mikrorissen (sog. Silberfischchen) und können sich bis zum Versagen eines Bauteils als deutlich sichtbare Risse auswachsen. Die Spannungsrisse verlaufen im 90° Winkel zur Beanspruchungsrichtung und bilden sich bevorzugt zuerst an den Einspannstellen mit dem höchsten Zugspannungsniveau.
Spezifisches Gewicht
Das Verhältnis des Gewichts eines bestimmten Volumens einer Substanz zum Gewicht und Volumen einer Basis-Substanz bei einer bestimmten Temperatur. Normalerweise wird das spezifische Gewicht im Vergleich zu Wasser ermittelt.
Spritzscheibe
Beim Extrudieren wird die Gummimischung kontinuierlich durch eine speziell geformte Spritzscheibe gedrückt, die den gewünschten Querschnitt ergeben soll.
Sprödigkeit
Die Tendenz eines Materials, bei Deformation zu brechen oder zu zerbröckeln.
Shore-Härte
Die häufigste Härteprüfung von Elastomeren ist die Prüfung der Shore-Härte nach DIN 53505. Unter der Shore-Härte versteht man den Widerstand einer Gummiprobe gegen das Eindringen eines kegelförmigen Körpers bestimmter Abmessung unter definierter Druckkraft. Je nach Ausführung des Meßkörpers unterscheidet man nach Shore A für weichere Elastomermischungen und Shore D für härtere Elastomermischungen.
Für die einwandfreie Messung der Shore-Härte ist durch die Norm eine Probendicke von 6 mm vorgeschrieben. Messungen an Fertigteilen mit geringerer Wandstärke führen meist zu falschen Ergebnissen. Neben der Shore-Härteprüfung mit kegelförmigen Prüfkörpern gibt es noch die IRHD-Härte nach DIN ISO 48 mit kugelförmigen Messkörpern. Gängige Elastomermischungen für technische Formteile liegen in einem Härtebereich von 20-90 Shore A.
T
TPE – Thermoplastische Elastomere
Thermoplastische Elastomere (TPE) sind Kunststoffe, die sich bei Raumtemperatur vergleichbar den klassischen Elastomeren verhalten, sich jedoch unter Wärmezufuhr plastisch verformen lassen. „Normale“ Elastomere dagegen sind chemisch weitmaschig vernetzte Polymerketten. Die Vernetzungen können ohne Zersetzung des Materials nicht gelöst werden.
Thermoplastische Elastomere haben in Teilbereichen physikalische Vernetzungspunkte, die sich bei Wärme auflösen, ohne dass sich die Makromoleküle zersetzen. Daher lassen sie sich auf Thermoplast-Spritzgießmaschinen zu Formteilen verarbeiten. Der leichteren Verarbeitbarkeit und guten Recyclingfähigkeit steht ein relativ hoher Preis für TPE-Compounds gegenüber. In den vergangenen Jahren wurden die thermoplastischen Elastomere in ihren Eigenschaftsprofilen deutlich optimiert. Sie finden sich heute vielfach in Soft-Touch-Anwendungen, wie Griffen oder Schutzgehäusen. Der Ersatz des elastischen Multitalents Gummi durch ein TPE-Material ist dennoch in vielen Fällen nicht möglich. Durch die Vernetzung (Vulkanisation) des klassischen Elastomers ergeben sich mechanische und chemische Beständigkeitswerte, die von thermoplastischen Werkstoffen nicht erreicht werden. Daher werden TPE-Compounds auch nicht zur Herstellung von Fahrzeugreifen verwendet.
Tempern (Wärmebehandlung)
Durch dieses Verfahren werden Gummiformteile, welche ein noch zu weiche Formstruktur aufweisen, ausgehärtet. Das Formteil erhält so seinen eigentlichen Härtegrad für das geforderte Einsatzgebiet. Ebenso werden enthaltene chemische Stoffe (wie z.B. Weichmacher, Dämpfe, etc.), welche eventuell Auswirkungen auf die Funktionalität hätten, entzogen.
V
Vernetzungschemikalien
Unter Vernetzung versteht man das Verbinden langer Molekülketten des Kautschuks mit geeigneten Chemikalien zu einem netzartigen Geflecht. Hierfür werden in der Regel Schwefel oder Peroxide eingesetzt. Um eine schnelle Vernetzung und somit kurze Herstellzyklen zu realisieren, werden neben Vernetzungschemikalien sogenannte Beschleuniger und Aktivatoren eingesetzt.
Versprödung (siehe Alterung)
Vulkanisation
Unter Vulkanisation versteht man die chemisch-physikalische Umwandlung, bei welcher der vorwiegend plastische Kautschuk in den gummielastischen Zustand übergeht. Diesen Vorgang, der durch Verknüpfung von Makromolekülen an ihren reaktionsfähigen Stellen erfolgt, nennt man auch Vernetzung. Zur Vulkanisation benötigt man ein Vulkanisationsmittel. Das älteste und gebräuchlichste Vulkanisationsmittel (Vernetzer) ist Schwefel.
W
Weichmacher
Ein weiterer Bestandteil von Gummimischungen sind Weichmacher. Es handelt sich hierbei hauptsächlich um Arten mineralischer Öle sowie Ester. Weichmacher nehmen Einfluss auf die Eigenschaften der unverarbeiteten Mischung (Fließverhalten) und wirken sich auch auf die Eigenschaften des Elastomers (Kälteflexibilität) aus. Weichmacher wandern (migrieren) an die Oberfläche des Gummiproduktes, bis dort eine Sättigung eingetreten ist.
Z
Zugfestigkeit
Die Möglichkeit eines Materials, einer Dehnungsbeanspruchung zu widerstehen. Das Maß wird in der Regel in N/mm² angegeben.